Aufstellung mit Tieren: Ein Erlebnisbericht meiner Klientin und ihrem Kater Felix
Mit der Aufstellungsarbeit bekommen wir die Möglichkeit, Symptomen, Situationen und Menschen aus unserem System, aus unserer Gegenwart oder Vergangenheit, eine Stimme zu geben. Was viele nicht wissen: Auch Hunde und Katzen können im Rahmen einer Systemischen Aufstellung für Tiere sprichwörtlich zum Reden gebracht werden. Denn Haustiere stehen uns sehr nahe und haben von sich aus ein Bedürfnis, sich uns mitzuteilen.
Beim Thema Systemische Aufstellung denken viele erst einmal an die klassische Familienaufstellung. Doch das Schöne an der Aufstellungsarbeit ist: Fast alles, das der eigenen Wahrnehmung zugänglich ist, lässt sich aufstellen. Neben einzelnen, körperlichen und psychischen Symptomen (Schlaflosigkeit, Kaufsucht etc.) lassen sich auch Haustiere und ihre Probleme im Zusammenleben mit uns Menschen aufstellen.
Die Systemische Aufstellung für Tiere wird von mir nicht explizit angeboten. Trotzdem hatte ich an einem meiner vergangenen Aufstellungs-Nachmittage vor Kurzem die Ehre, einen 14 Jahre alten Kater aufzustellen. Das war für mich wieder eine spannende Erfahrung! Umso mehr habe ich mich über die E-Mail meiner Klientin (siehe unten) heute gefreut, in der sie mir von ihrer Erfahrung berichtet.
Worum geht es? Kater Felix machte seinem Frauchen schon seit Längerem Sorgen. Nachts läuft er suchend umher, miaut kläglich, ohne, dass meine Klientin dafür einen Grund finden konnte. Eine Untersuchung beim Tierarzt blieb auch ohne Befund. Durch den Tipp einer Bekannten erfuhr sie von meinen offenen Aufstellungen in Berlin. Vielen Dank an dieser Stelle für ihre Erlaubnis, ihre Nachricht an mich hier auf meiner Website veröffentlichen zu dürfen!
Lieber Frank,
herzlichen Dank noch mal für den interessanten Nachmittag! Ich war wirklich baff, wie treffend die Dame, deren Namen ich leider vergessen habe, unseren Felix inszenierte. Es hat wirklich alles gepasst und er hat jetzt sogar von uns den Spitznamen Hemmingway bekommen ;-) Anm.: Der Name Hemmingway wurde in der Aufstellung von Felix' Stellvertreterin benutzt, um uns anderen Anwesenden das Empfinden des Katers zu beschreiben: Gemütlich, etwas störrisch und behäbig, auf seine alten Tage aber durchaus wohlverdient.
Bis zur Aufstellung hatte ich keine Ahnung, was los war mit Felix. Ich hatte große Angst, dass der Tierarzt eventuell doch etwas übersehen hatte. Als sich dann aber das Ergebnis unserer Aufstellung mit der Diagnose des Tierarztes deckte, fiel mir persönlich ein riesiger Stein vom Herzen.
Als der Tierarzt fragte, ob Felix denn alleine gehalten wird, bekam ich allerdings schon ein schlechtes Gewissen. Ich weiß ja, dass das für Katzen nicht unbedingt das Beste ist, das noch mal von einem Profi zu hören, war natürlich nicht so angenehm. Weil Felix mal eine Zeit lang mit den Katzen meiner Mutter zusammenleben musste und darauf überhaupt nicht gut reagierte, war das für uns eigentlich nie ein Thema.
Weil aber auch die Aufstellung die fehlende Gesellschaft eines Artgenossen nahelegte haben wir uns überlegt, dass wir nun definitiv einmal herausfinden müssen, ob Felix noch immer so unverträglich mit anderen Katzen ist. Wir haben also unsere Nachbarin gefragt, ob sie uns ihre Katze nicht einmal zu Testzwecken ausleihen könnte. Als wir erklärten, worum es uns genau ging und gleichzeitig versicherten, dass wir gut auf sie aufpassen würden, war sie einverstanden mit dem Experiment.
Für uns mega überraschend: Bei der Begegnung im Hausflur war Felix überhaupt nicht aggressiv, sondern wirkte total neugierig! Später kam die andere Katze dann sogar noch kurz mit in unsere Wohnung. Unser Katerchen machte eigentlich die ganze Zeit einen entspannten Eindruck.
Ich muss sagen, ich hätte das nicht gedacht. Ich weiß nicht, ob ich ohne die Aufstellung überhaupt auf die Idee gekommen wäre, Felix jemals wieder mit einer anderen Katze zusammenzusetzen.
Zum Glück hatte die Aufstellung ja auch gezeigt, dass ein Kater als Spielgefährte nicht so gut geeignet wäre für Felix. Wir überlegen aber nun ernsthaft, ihm eine Gefährtin aus dem Tierheim zu holen, damit er nicht mehr so alleine auf seine alten Tage ist.
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